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Angekommen im Herbst des Lebens -
Wenn sich die Farben des Lebens ändern

TREFFEN DES NEU-ARADER JAHRGANGS 1956

Zum Treffen anlässlich unseres 60. Geburtstags und des 45jährigen Grundschulabschlusses am 28. Oktober 2016 in Herrenberg bei Stuttgart haben sich insgesamt 61 Personen, davon 36 Jubilare eingefunden. Schragner Georg ist aus Neu-Arad angereist, was uns besonders freute und ehrte. Laut Kirchenmatrikel Neu-Arad gab es 1956 insgesamt 112 Taufen.

„Angekommen im Herbst des Lebens“ lautet die Überschrift der Fotos von Watz Joschi (es sei mir gestattet, ihn so zu nennen wie in unserer Kindheit!) in Anlehnung an das herbstliche Ambiente unserer Begegnung.
Herbst des Lebens?
„Sechzig ist kein Alter“, sagt man. Mit 66 Jahren fängt das Leben erst so richtig an, suggeriert uns ein Schlager von Udo Jürgens. Alles Sprüche, Tröstungen für die Seelenschmerzen, die uns überkommen bei dem sich ständig beschleunigenden Lebenstempo.
Wie kann ein Lebensjahrzehnt schon wieder vorüber sein?
Zum 50. Geburtstag trug ich (Gerlinde Bohn geb. Lenhardt) folgendes Gedicht von Friedrich Rückert vor (in leicht abgewandelter Form).

Mit fünfzig ist der Berg erstiegen,
wir stehen still und schau’n zurück:
dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
und dort der Jugend lautes Glück.
Noch einmal schau, und dann gekräftigt weiter
erhebe deinen Wanderstab!
Hin dehnt ein Bergesrücken sich, ein breiter,
und hier nicht, drüben geht’s hinab.
Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu steigen,
die Eb’ne zieht von selbst dich fort;
dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen,
und eh du’s denkst, bist du im Port.

Und wünschte, es möge uns dieser Bergesrücken tatsächlich lang, breit und unbeschwerlich sein!
Leider mussten wir konstatieren, dass für einige aus unseren Reihen bereits der Abstieg begonnen hat, ja sogar ein Absturz.

Ein inniges Glücksgefühl gepaart mit Dankbarkeit hält uns umfangen, das mit 60 intensiver sein dürfte als in jedem anderen Jahrzehnt, das in dem Wissen begründet liegt: wir haben vom Leben schon ein großes Stück bekommen, das uns niemand nehmen kann. Diese Erfahrung wird vom Schicksal nicht jedem zuteil, auch das macht dankbar. Und Dankbarkeit für gelebtes Leben kann ein erhabenes Gefühl sein!
In einer solchen Stimmung ändern sich nun die Farben des Lebens: alles Grelle, alles Blendende weicht den milden Herbsttönen. Bunt gefärbt – wie unsere Lebensjahre- wirbelt der Herbstwind die Blätter umher. Was sagen die Philosophen zum Herbst? Sie erinnern uns an das eherne Naturgesetz, wonach die fallenden Blätter zu unserem Leben gehören wie die Rosen im Sommer und die Nachtigall im Mai.

Mit 60 - man hat das Spiel der Eitelkeiten durchschaut, man ist weniger egozentrisch, man besinnt sich auf das Wichtige im Leben und demzufolge war unser diesjähriges Fest geprägt von dem Gefühl der Wiedersehensfreude von Freunden, ehemaligen Schulkollegen und Leidensgenossen, von dem Bedürfnis des Gedankenaustausches und dem Gefühl der Dankbarkeit unserem Schöpfer gegenüber: wir leben in Wohlstand und Frieden, wir sind gesund körperlich und geistig und wir durften unseren 60. Geburtstag gemeinsam feiern!

Diese Veranstaltung, nicht die erste in Herrenberg, wurde organisiert von unseren in diesem Metier bereits erfahrenen Kollegen Josef Künstler, dem wir auf diesem Wege auch ein herzliches Dankeschön sagen. Er hat auch eine sehr gelungene Diaschau vorgeführt mit viel Witz und Charme, wobei so manche Erinnerung geweckt wurde und so manches vergilbte Foto melancholisch und sentimental stimmte. Präsentiert wurden Fotos aus der Kindergartenzeit, Klassenfotos aus dem Unter- und Oberzyklus, von der Erstkommunion, aus dem Schulalltag und von gemeinsamen Ausflügen mit und ohne Lehrer, aber auch Fotos der Schule- damals und heute.
Dieses Jahrgangstreffen war eine Gelegenheit zur Begegnung und Aussprache, zum Wiedersehen von Freunden und liebgewonnenen Gesichtern aus der Jugendzeit, von Mitschülern, die man aus der alten Heimat kennt und schätzt. Einer Heimat, die wir verlassen wollten oder mussten, an die wir uns heute gerne erinnern und von der wir gerne sprechen, die es aber in dieser Form nicht mehr gibt.
Es wurden Erinnerungen ausgetauscht, wir haben die verflossenen Jahre vor unserem geistigen Auge Revue passieren lassen und haben der guten alten Zeit, vor allem unserer schönen und sorgenfreien Jugend in Neu-Arad gedacht.

Es war ein schönes Fest, ein unwiederholbarer Tag.
„Das Schöne zieht einen Teil seines Zaubers aus der Vergänglichkeit“, schrieb Hermann Hesse in: „Betrachtungen und Berichte II“. Er wusste um den Preis solcher glückseligen Stunden.

Gerlinde BOHN geb Lenhardt

Neusäß, den 06.11.2016


Impressionen - Deutsche Schule

Stand: Oktober 2016

Wenn Sie sich die alte, wahrscheinlich auch verklärte Erinnerung, an die Schule Ihrer Jugendzeit erhalten möchten, sollten Sie die nachfolgenden Bilder lieber nicht anschauen

Bilder Deutsche Schule
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